Deaflympics 2007 Salt Lake City / USA


Stephan Kuhn, Edwin Ebnöther, Martin Risch, Severino Parati, Andreas Janner
Stephan Kuhn, Edwin Ebnöther, Martin Risch, Severino Parati, Andreas Janner

Bei der Ankunft, konnten wir nach intensiver Suche für die ersten drei Tage, keinen einzigen Rink (Curlingbahn) in der Stadt und Umgebung (bis 50 Meile) finden. Einzig Canada wusste von dieser prekären Situation (vorherige Rekognozierung = an Ort und Stelle vorher abklären) und konnte schon im letzten Oktober 2006 einige Rinks zum voraus für das Training reservieren. Sehr schade für uns, aber eine Lektion für das nächste Mal.

 

Ein Eishockey-Eisfeld konnte innerhalb von 2 Tagen aufgebaut werden. Das gesamte Material und Personal, inkl. Infrastruktur für diesen Wettkampf, wurde im Auftrag des OK-Komitee der Deaflympics für etwa 150`000 US-Dollar aus Canada transportiert und das spezielle Eis für das Curling aufbereitet werden.

 

Endlich, nach drei Wartetagen, konnten wir zweimal zu je 90 Minuten trainieren. Am Ende des Trainings fand eine Prüfung statt. Jeder Spieler bekam je einen einzigen Stein und musste diesen wenn möglich in die Mitte des Hauses (= Kreis) zielen. Folgend die Rangliste:

 

1.    Canada (4 Steine)

2.    USA (4 Steine)

3.    Schweiz (3 Steine)

4.    China (2 Steine)

5.    Finnland (2 Steine)

 

Dieses Resultat wird nur nach Ende der Round Robin (Name der Gruppenspiele) angewendet, falls mehrere Mannschaften gleich viele Siege erreicht haben. Das kann für die Finalrunde entscheidend sein.

 

Zur Eröffnung am 5. Februar 2007, marschierten 9 Curlingteams, davon 5 Herren- (Kanada, USA, Finnland, China und Schweiz) und 4 Damen-Teams (Kanada, USA, Kroatien und Slowakei) unter schottischer Musik, in die Curlinghalle (mit 4 Rinks) ein. Ungefähr 150 Zuschauer (darunter auch Donalda Ammons, Präsidentin ICSD) haben die Ansprachen des Curling-Obmanns (TD) Dean Sutton (CAN) und Sportdirektors ICSD Josef Willmerdinger mitverfolgt. Anschliessend eröffneten sie offiziell den Wettkampf mit einem Stein. Dieses Curling-Turnier wurde an dieser Deaflympics noch als Demonstrations-Sportart angesehen.

 

1. Spiel: Finnland - Schweiz 3 : 15

 

Beim Start mussten wir den ersten Stein ausspielen. Im ersten End konnten wir bereits 6 Steine für uns holen. Dadurch wurde Finnland sehr stark verunsichert. Ab dem 2. End kontrollierten wir das Spiel bis zum Sieg. Die Zusammenarbeit der Mannschaft war gut und wir konnten 7 Ends für uns gewinnen. Über 20 Schweizer Fans unterstützen uns super mit den Schweizer Fahnen. Mit grosser Erleichterung und Freude konnten wir den ersten Curlingsieg an den Deaflympics für uns verbuchen.

 

2. Spiel: Schweiz  - USA 10 : 8

 

Bis zur Pause, nach dem 5. End, führten wir 6 zu 3. Danach haben wir stark nachgelassen und gerieten schnell in Rückstand. Im 10. End konnte der Skip, nach einen gutem Steinstoss, ein Unentschieden erzielen. Im Zusatzend (11. End) waren wir sehr nervös und behielten starke Nerven. In diesem End konnten wir uns zwei Steine, dank einiger Fehler des Gegners, den zweiten Sieg erringen. Völlig erschöpft, nach etwa 3 Stunden Spielkampf, freuten wir uns sehr auf diese Sensation. Der Medaillenrang war nun näher gerückt.

 

3. Spiel: China – Schweiz 7 : 4

 

Am dritten Wettkampftag führten wir gegen die jungen Chinesen bis zur Pause, nach dem fünften End, noch 3 zu 1. Danach gerieten wir einmal mehr in den Rückstand und konnten diesen nicht mehr einholen. Etwas enttäuscht mussten wir dem Siegerteam gratulieren.

 

4. Spiel: Schweiz – Canada 7 : 11

 

Im zweiten Spiel am dritten Wettkampftag mussten wir wieder antreten. Mit grossem Kampfgeist bis zur Pause, haben wir mit einem ausgeglichenen Spiel ein 4 zu 4 erreicht. Danach war der Spielverlauf bis zum letzten Stein sehr spannend. Im 10. End war unser letzter Stein im Zentrum aber leider etwa 10 cm zu kurz. So konnte der Skip von Canada, nach einem perfekten Steinstoss, ohne Probleme unser Stein wegspielen und so 4 Steine für sich buchen. Gegen den Turnierfavoriten so knapp zu verlieren machte uns trotzdem sehr stolz auf das Resultat. Neben dem Sieg gegen die USA, war das unser bestes Spiel im Turnier.

 

Round Robin – Zwischenresultat

 

Team          Siege       Niederlagen

 

1. Canada             4                     0

2. USA*                2                     2

3. Schweiz*          2                     2

4. China*             2                     2

5. Finnland           0                     4

 

*Klassierung bei gleichviel Siegen und Niederlagen entsprechend nach dem Resultat bei der Prüfung vor Turnierbeginn.

 

Viertelfinal:

 

Canada – USA 7 : 1

 

China – Schweiz 11 : 2 (Spiel um die Bronzemedaille)

 

Um die Bronzemedaille zu gewinnen, mussten wir unbedingt gegen die Chinesen siegen. Leider fanden wir kein Rezept um sie zu schlagen. Unsere gesetzten Ziele konnten wir nicht mehr so genau treffen. Nach dem 6. End haben wir innerlich aufgegeben, weil wir zu unkonzentriert gespielt haben und auch zu müde waren. Nach dem 9. End haben wir aufgeben und dem Sieger gratuliert. Der Sieg war ihnen nicht mehr zu nehmen. Enttäuscht, knapp die Medaille verpasst zu haben, verliessen wir den Rink in Richtung Garderobe um eine kalte Dusche zu nehmen.

 

Halbfinal:      USA – China 9 : 7

 

Final:             Canada – USA 8 : 6

 

Schlussresultat:

 

1.    Canada

2.    USA

3.    China

4.    Schweiz

5.    Finnland

 

Gesamt konnten wir nach diesen Deaflympics zufrieden, mit positiven Erfahrungen und einem Diplom nach Hause fliegen. Unsere Mannschaft hat mit einer einjährigen Vorbereitungszeit recht gute Chancen erspielt. Wir bedauern, dass wir aus finanziellen Gründen ohne Coach/Trainer und Obmann anreisen mussten. Diese hätte uns mit wertvollen Tipps und in der Organisation entlasten können.

 

Auch möchten wir allen Sponsoren und den Schweizer Fans ganz herzlich danken. Diese haben uns mit über Fr. 14`000.-- finanziell, mit Fahnen moralisch und tatkräftig unterstützt. Ohne diese Förderung wäre unsere Teilnahme sehr schwierig gewesen.

 

Zukunft

Gemäss den neuen Richtlinien der IOC (Internationale Olympische Comitee), muss vor der nächsten Deaflympics Winter Games in der Slowakei im Februar 2011, eine Weltmeisterschaft WM organisiert und durchgeführt werden. Erst danach kann das Curling offiziell als olympische Sportart anerkannt werden. Vielleicht übernimmt Canada die WM im Jahr 2009 (neben der Eishockey-WM). Falls nicht, müsste such die Schweiz (SGSV-FSSS) oder Finnland Gedanken darüber machen und entscheiden. Sportlich gesehen können wir uns mit regelmässigen Trainingseinheiten und mit einem Coach/Trainer weiter entwickeln und in ferner Zukunft hoffentlich einmal eine Medaille holen. Wir hoffen, dass der Schweiz. Gehörlosen Sportverband SGSV-FSSS uns ab jetzt mehr finanziell unterstützen und fördern kann.

 

 

Bericht: Andreas Janner

Fotos: Martin Risch